WDR – Tiere suchen ein Zuhause
(Sendung vom 02. November 2014)
Erziehung per Würger oder Stromschlag
Wie gefährlich Hilfsmittel für Hunde sein können
Rütteldose, Würger ohne Stopp, Wurfkette, Stachelhalsband, Elektro-Reizgeräte – das sind nur einige Hilfsmittel in der Hundeerziehung, die täglich zum Einsatz kommen, aber dennoch höchst umstritten sind. Der Vorwurf: Bei vielen dieser Hilfsmittel bestehe die Gefahr der Verletzung. Sie würden dem Hund Schmerzen verursachen und ihm sowohl körperlich als auch seelisch schaden. Aber wie gefährlich sind diese Hilfsmittel der Hundeerziehung wirklich? Immerhin sind sie alle frei im Handel erhältlich. Und warum werden sie überhaupt eingesetzt?
Die falsche Verknüpfung
Die Gefahr, dass der Hund den falsch eingesetzten aversiven Reiz, ganz egal ob Schmerzen oder Erschrecken, unkontrollierbar mit seiner Umwelt verknüpft, besteht aber nicht nur beim Stromreizgerät, sondern auch bei Stachelhalsbändern, Rappeldosen, Würgern und Wurfketten. Welche Folgen das wiederum für den Hund hat, kann von Hund zu Hund ganz unterschiedlich sein.
Was die Folgen einer solchen falschen Verknüpfung seien können hat Familie Lindemann mit ihrem Leonberger Schröder am eigenen Leib erfahren. Da Leonberger von Natur aus schnell an Größe und Gewicht zulegen, war es für die Lindemanns von Anfang an klar, dass ihr neuer Hund unbedingt Erziehung braucht. Daher ging es schon im Welpenalter mit Schröder in eine Hundeschule in der Nähe. Dort wurde zwar hauptsächlich mit positiver Verstärkung gearbeitet (Konditionierung durch den Klicker), aber um ein unerwünschtes Verhalten abzubrechen, kam die Wurfkette zum Einsatz, eine kleine Kette, die neben den Hund geworfen wird, damit er sich erschreckt und aufhört zu tun, was er nicht soll.
Richtig eingesetzt kann eine solche Wurfkette durchaus zu einem schnellen Erfolg führen, wichtig ist aber, dass der Hund den Schreck mit dem Fehlverhalten verknüpft. Kommt die Wurfkette nur einige Sekunden zu spät oder ist gar nicht für diesen, sondern für einen anderen Hund gedacht, besteht die Gefahr einer Fehlverknüpfung.
Obwohl Leonberger eigentlich für ihr sanftmütiges Verhalten bekannt sind, wurde Schröder von Training zu Training aggressiver. Die Spaziergänge mit ihm wurden für Familie Lindemann zur Tortur, denn Schröder ging auf alles los, was nicht bei drei auf den Bäumen war, und dabei war er aufgrund seiner körperlichen Masse kaum zu halten. Er schnappte nach Hunden, den eigenen Haltern und sogar Kindern.
Die Lindemanns suchten Rat bei Tierpsychologin Yvonne Prinz (Inhaberin der HundeKompetenz. Prinz.), die nun Schritt für Schritt daran arbeitet, dass Schröder wieder Vertrauen in seine Menschen gewinnt und anderen Leuten und Hunden gelassen gegenübertritt. Der Leonberger Schröder hat mittlerweile auch an den Kurs Vorbereitung auf die Begleithundeprüfung teilgenommen in der HundeKompetenz. Prinz.
Wichtiger Hinweis
Der Einsatz von Elektroreizgeräten ist in Deutschland nach geltendem Tierschutzrecht verboten. Wer sie dennoch verwendet, macht sich strafbar. Bei der Produktion dieses Beitrags kamen bei keinem Hund Elektro-Reizgeräte zum Einsatz.
Die Gefahr bei Hilfsmitteln der Gewalt ist, dass der Hund das Vertrauen in seinen Besitzer verliert.